Technologie - aber mit Weitblick
 

Wer bin ich? 

Ich bin älter als Google.

Genau genommen bin ich 1986 in NRW zur Welt und schon früh mit Technologie in Berührung gekommen, da das Thema meinem Vater am Herzen lag. Meine Mutter erzählt heute noch gerne, dass mein erstes Wort - nach Mama und Papa - Computer gewesen sei. Jedoch war meine Aussprache (/kɔmˈpuːtɐ/.)  wohl Grund für den ein oder anderen Lacher. 

Mein erster Kontakt mit dem Rechner war 1989 im zarten Alter von drei Jahren.  Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich gelernt habe eine Maus zu bedienen, es war für mich einfach normal. Dazu gesellten sich mit sieben Jahren die ersten PCs. Mit 14 Jahren hatte ich durch einen Ferienjob genug verdient, um mir aus Einzelkomponenten selbst einen Rechner zu bauen.  Dank der Leidenschaft meines Vaters, für alles was mit Technik und Technologie zu tun hatte, war ich "digital Native", und das lange bevor das Wort existierte.  Etwa 2001 kam dann das Interesse an Webdesign dazu, denn ich hatte etwas Webspace von einem der frühen Gratisanbieter und entdeckte "selfhtml"; eine Website, aus einer Zeit, bevor es Wikipedia gab, und  die eine der wenigen deutschsprachigen Quellen war, aus denen man lernen konnte. 

Schnell stieß ich an die Grenzen, denn weiterführende Literatur war teuer und online meist nur auf englisch verfügbar, daher beschränkte ich mich auf grafisches Webdesign - also Frontend. Photoshop ab Version 5.5 begleitet mich seitdem.

Als ich 2003 die Nase gestrichen voll vom allgemeinbildenden Gymnasium hatte, wechselte ich auf das technische Gymnasium mit Profil Gestaltungs- und Medientechnik, in der Hoffnung die seither verbliebene Lücke füllen zu können, den Hunger nach dem Wissen um das Backend zu stillen. Die Enttäuschung war groß, lernte ich zwar einiges über Design, nicht jedoch die technischen Hintergründe. Und so stand ich mit meinem Abitur erneut vor der Frage: "was nun?"

Ich füllte die Zeit mit einem Auslandsjahr als Au Pair in England und schrieb mich am Basingstoke College of Technologie ein,  wo ich mein eigentlich bereits gutes Englisch nochmal auf ein höheres Niveau hob.  Jedoch half mir auch das nicht bei der Fragestellung nach meiner beruflichen Zukunft. Ich wusste nur: mit Kindern eher nicht. 

Dass ich später Informatik studierte, war mehr Zufall als geplant und zeigt ein mal mehr, dass in dem Ausspruch  "unverhofft kommt oft" sehr viel Wahres  steckt. Und so ergab es sich, dass ich am letzten Tag der Einschreibefrist mit drei braunen Umschlägen in der Hand im Studienbüro der Universität Stuttgart stand. Als ich sie der Sachbearbeiterin über den Tisch reichen wollte, fragte sie mich: "Was ist das?" "Einschreibeunterlagen" "Sind die zulassungsfrei?" "Keine Ahnung..." "Ja wann haben Sie die ausgefüllt?" "Vorhin" "Na dann können Sie nur eins einreichen" ... Und was macht man in der Situation? 

Ich hatte einfach drei noch nicht ausgegraute Felder auf der Website angeklickt, die PDFs ausgefüllt und zusammengepackt. Ohne jegliche Ahnung, was die Studiengänge bedeuteten - Verfahrenstechnik, Bauingenieurwesen, Softwaretechnik. 

Ene, mene, meck und du bist weg....   

Das Studium der Informatik zeigte: mein Mathelehrer hatte Unrecht. Damals in der 12. Klasse sagte er zu mir, ich solle besser nichts mit Mathe machen und doch war ich hier. Und gar nicht so unerfolgreich. Das Studium führte mich im Hauptdiplom in die faszinierende Welt von künstlicher Intelligenz und Robotik, sodass ich meine gesamte Vertiefungslinie dahingehend auslegte und fast ausschließlich KI, verteilte KI, Bilderkennung, Robotik sowie verwandte Fächer aus diesem Themenbereich belegte. Mit meinem Industriepraktikum bei der Bosch Rexroth AG starb mein Traum vom Job in der Branche jedoch einen schnellen Tod. Ich war entmutigt und desillusioniert, wie wenig aus meinem Studium ich hier wirklich einbringen konnte, und so stand ich wieder vor der Frage nach dem Sinn des (Berufs-)Lebens. 

Eine Stellenanzeige, die mir ein Vereinskollege zusendete, gab mir neue Hoffnung auf einen spannenden und abwechslungsreichen Job.

In der Anzeige standen nur vier Bedingungen: 

  • Führerschein Klasse B             
  • Handwerkliches Geschick
  • Grundkenntnisse Verbrennungsmotoren
  • Studium Maschinenbau  


Ich tat etwas, das für Frauen leider eher unüblich ist:
Ich bewies Mut zur Lücke und bewarb mich trotz des vermeintlich "falschen" Studienfachs.

Mein Vater hatte mir nicht nur mitgegeben, wie man mit Computern umgeht, sondern mir den unerschütterlichen Glauben daran vermittelt, dass man alles irgendwie in den Griff bekommen könnte, wenn man sich nur genügend einarbeitet. 

Damit begann meine Karriere in der Automobilindustrie zunächst als Werksstudentin in der Motorenkalibrierung. 

Zwei Jahre verbrachte ich damit, mir Thermodynamik und anderes Fachwissen anzueignen, um für den Job gewappnet zu sein, ehe ich meine letzte Prüfung ablegte und meine Diplomarbeit schrieb. 

Als Applikationsingenieurin in der Fahrzeugentwicklung fand ich vorerst meine Berufung. Mit ungewöhnlichen Methoden und meinem Wissen um Fahrzeuge, Mechanik, Software und deren Programmierung konnte ich hier neue Wege bereiten.  Ich hatte großen Spaß daran,  Fahrzeuge im Grenzbereich zu bewegen und dabei darüber nachzudenken, was man alles tun könnte, um die Funktionalität an ihre Grenzen zu bringen. Fahrzeugapplikation ist ein Job, der Umdenken, Weitsicht und manchmal etwas Mut erfordert. 











Je länger ich den Job mache, desto wichtiger werden Themen wie Gleichberechtigung und Vorurteilsbildung für mich. Wer mehr darüber erfahren möchte, darf sich gerne den Podcast der IG-Metall anhören.

Irgendwann stellt man unweigerlich fest: egal wie viel Spaß der Job macht, und egal wie viel Geld in bunte Fahnen und Frauentage investiert wird; bis  Gleichberechtigung wirklich gelebt wird, ist noch viel Einsatz erforderlich. 

Es braucht Vorbilder, sichtbare Frauen, es braucht auch bei den Männern ernstgemeinte Veränderungswünsche.  

Bis dahin bleibt der bittere Beigeschmack und der Frust, der für Frauen in einer Männerdomäne immer wieder aufkommt.

Dazu gesellt sich die Ungerechtigkeit, dass Frauen nach wie vor  einfach übersehen oder sogar übergangen werden. 

Künstliche Intelligenz hat das Potential diese Situation schlimmer zu machen - oder besser; aber dafür müssen wir etwas tun!

Manche maulen, manche machen...

Ich bin 2022 in unseren Betriebsrat eingezogen und gehe seitdem die Themen, die ich für wichtig erachte, von dort aus an. Im Betriebsrat Baden-Württemberg und als Mitglied der Arbeitsgruppe IT unseres Gesamtbetriebsrats habe ich die Möglichkeit, mich in dieses spannende Thema einzubringen und Technologie, sowie deren Einsatz, fair und transparent mit zu gestalten. 

 



 


 

 


 
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